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Stefan Schultze: System Tribe (Review)
Artist: | Stefan Schultze |
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Album: | System Tribe |
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Medium: | CD/Download | |
Stil: | Minimal / Klavier |
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Label: | WhyPlayJazz | |
Spieldauer: | 39:26 | |
Erschienen: | 31.08.2018 | |
Website: | [Link] |
Mit seinem allerersten Album als Solist tritt STEFAN SCHULTZE fast schon eine Revolution los - zumindest im Auge derer, die mit seinen bisherigen Leistungen im mehr oder minder Traditionellen Jazz-Bereich vertraut sind, denn weiter davon entfernt könnte System Tribe" nicht sein.
Der Pianist verlangt dem Hörer mit zur Klangverfremdung manipulierten Saiten, eruptionsartigen Tonkaskaden im Kontrast zu methodischer Reduktion und dynamischen Extremen zwischen Laut und Leise Aufmerksamkeit bzw. Geduld ab, doch hat man sich erst damit abgefunden, kein herkömmliches Klavierwerk geboten zu bekommen, stößt man auf Melodien, die genauso reizvoll sind wie die oft harsche Rhythmik, die das Anfang April 2016 innerhalb dreier Tage aufgenommene Material charakterisiert. Davon abgesehen, dass Schultze beim Mikrofonieren im Studio experimentierte, versah er seine Stücke nur sparsam mit nachträglichen Overdubs.
"System Tribe" deutet schon mit seinem Titel an, dass kein enthaltenes Element redundant und alles irgendwie logisch aufgebaut ist. Der Künstler ruht erst in sich und hetzt dann geradezu los, dies jedoch nicht willkürlich, und scheint in unterschiedliche Persönlichkeiten zu schlüpfen, um seine Ideen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. So tun sich ihm bei allem Minimalismus erstaunlich viele Möglichkeiten zur Variation und Interpretation auf, die dann in der Praxis teils strikt strukturiert, teils frei anmutet - aufreibend wie der Beinahe-Rock von 'Fracking', letztlich ('Silva') aber doch quasi versöhnlich.
Ein Vergleich mit Steve Reich, einem der Väter der Neuen und Seriellen Musik, liegt darum nahe, zumal sich der 38-Jährige auch nicht vor elektronischem Noise, völliger Stille als musikalischem Ereignis oder nachgerade technoider Repetition scheut. In diesem Zusammenhang wird das finale 'Fade' seinem Titel insofern gerecht, als ein wiederholt angeschlagener Akkord lange ausklingt und man sich am Ende der Spielzeit wähnt, ehe er doch noch einmal (zweimal, dreimal …) erklingt und letztlich alteriert wird.
FAZIT: Mit einem umfassenden Verständnis von Musik, also nicht nur aus der Perspektive eines Klavierspielers, schuf STEFAN SCHULTZE für "System Tribe" praktisch nur fürs (E-)Klavier rigide konzeptionelle, aber unerwartet vielfältige Sounds. Die Tracks unterscheiden sich jeweils recht drastisch voneinander, wirken aber trotzdem wie aus einem Guss, wenn man sie als Demonstration dessen begreift, was ein Piano herzugeben vermag. auch wenn der zeitweilige Berliner der Form gegenüber oft so treu ist, dass Emotionen auf der Strecke bleiben, muss man ihm eines lassen: Er selbst hat hörbar Spaß bei seiner Sache.
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- System Tribe
- Silva
- Culture Vulture
- Return
- Fracking
- Rooftop
- Tong-Gu
- Fade
- System Tribe (2018) - 11/15 Punkten
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